Erneuerbare Energien auf dem Vormarsch: Warum Speicher und Infrastruktur entscheidender sind denn je
Weltweit wird Strom zunehmend aus erneuerbaren Energien erzeugt, doch fossile Energieträger werden noch bis Ende des Jahrzehnts maßgeblich zur Emissionsbelastung beitragen, so die Prognosen des diesjährigen World Energy Outlook. Zudem fehle es an notwendigen Maßnahmen und an Infrastruktur, um dem Wandel gerecht zu werden.
Im World Energy Outlook 2024 (WEO) der Internationalen Energieagentur (IEA) werden jedes Jahr die globalen Entwicklungen des Energiesektors analysiert und Prognosen basierend auf der aktuellen Marktlage und politischen Rahmenbedingungen erstellt. Es wird untersucht, was sie für die Energiesicherheit, Emissionen und die wirtschaftliche Entwicklung bedeuten.
Im diesjährigen Report, der im Oktober veröffentlicht wurde, geht die IEA davon aus, dass der Verbrauch von Öl, Kohle und Erdgas bis Ende des Jahrzehnts weiter zunehmen, seinen Höchststand erreichen und erst danach allmählich sinken wird. In der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts werde demnach voraussichtlich ein Überangebot an Flüssigerdgas (LNG) und Erdöl erwartet. Gleichzeitig wachse das Angebot an Erneuerbaren Technologien, die die Energiewende vorantreiben, insbesondere bei Solarenergie und im Bereich Batterien. Bis 2050 soll der Anteil an Erneuerbaren in der globalen Stromerzeugung laut WEO-Bericht auf etwa 60 Prozent steigen.
In der Folge könnten vorerst die Energiepreise sinken, Verbraucher entlastet werden und Regierungen die Möglichkeit erhalten, Subventionen für fossile Energieträger abzubauen. Andererseits gehen laut Europäischer Investitionsbank mit den neuen Strukturen auch neue Herausforderungen einher, die es zu bewältigen gelte.
Energiespeicher und Stromnetze: Schlüssel zur Umsetzung der Energiewende
So positiv der Zuwachs an Erneuerbaren Energien bei der Stromerzeugung sei, er bringe auch große Aufgaben mit sich. Da die Stromerzeugung aus Solar- und Windenergie wetterabhängig und schwankend ist, komme es nicht selten vor, dass die Stromproduktion den Bedarf zeitweise übersteigt. Daher sei es essenziell, überschüssige Energie zu speichern, um Engpässe in Zeiten geringer Produktion ausgleichen zu können. Energiespeicher seien also unverzichtbar, wenn Europa seine Klimaziele erreichen möchte.
Um ein flexibles Energiesystem auf Basis erneuerbarer Energien zu schaffen, hebt der WEO-Bericht zudem die Bedeutung von Investitionen in Stromnetze hervor. Dazu hat die Europäische Kommission z.B. im vergangenen Jahr einen „EU-Aktionsplan für Netze“ erstellt. In diesem wird jedoch deutlich, dass die Genehmigungsverfahren für den Ausbau vier bis zehn Jahre, bei Hochspannungsleitungen sogar acht bis zehn Jahre in Anspruch nehmen. Zudem wird der Investitionsbedarf ins Stromnetz bis 2030 auf 584 Milliarden Euro geschätzt, mit dem Fokus auf die Modernisierung lokaler Verteilernetze, um sie digital, fernsteuerbar und cybersicher zu machen.
Um die Energiewende voranzubringen, müssten all diese Prozesse jedoch beschleunigt werden. Ausgebremst werde dies laut Bericht noch zu oft durch Politische Entscheidungsträger und Investoren, die das bestehende Energiesystem stabilisieren, anstatt stärker in ein sauberes und flexibles Energiesystem zu investieren.
Bild: Andreas Gücklhorn auf Unsplash
Quellen: energiezukunft.eu, jb, 29.10.2024
eib.org, Dawid A. Fusiek und Peter Koh, 15.10.2024